Noch etwas geschwächt von meinem Vorfall mit dem Streetfood in Penang bin ich in der Stadt Kota Kinabalu in der Provinz Sabah auf der Insel Borneo eingetroffen. Die Insel Borneo ist aufgeteilt zwischen den Ländern Indonesien und Malaysia, und ich besuche auf dieser Reise den nördlichen, malaysischen Teil der Insel. Ich schliesse mich wieder einer Reisegruppe an, diese Art zu reisen hat mir bis anhin gut gefallen. Ich habe die Zeit im Hotel noch ein wenig gebraucht um mich weiter zu erholen, denn mit der geplanten Besteigung des Mount Kinabalu wartet eine körperliche Herausforderung auf mich. Am Abend hat sich die Gruppe zum ersten Mal getroffen. Wir sind 9 Leute, davon 8 Frauen und ich. Sogar die Tourleiterin ist eine Frau. Aber die Gruppe ist wirklich gut wie sich herausgestellt hat. Und so hatte ich auch jeweils ein Hotelzimmer für mich, und musste nicht Teilen! Hat auch Vorteile.
Wir waren alle ein wenig nervös, denn der 4095 Meter hohe Mount Kinabalu ist definitiv kein Pappenstiel. Am nächsten Morgen haben wir uns voerst mit einem Kleinbus aufgemacht in ein Dorf von einem lokalen Stamm, Nahe vom Mount Kinabalu. Dort wollten wir die Dusun Kultur Borneos ein wenig kennenlernen. Wir wurden sehr herzlich empfangen, und gleich auf mehrere Häuser verteilt. Wir durften zusammen mit den Familien wohnen für eine Nacht, und wurden auch dort verpflegt. Am frühen Nachmittag sind wir dann zu einer kurzen Wanderung aufgebrochen, wo wir quasi den „Garten“ von diesem Dorf besuchen konnten. Viele verschiedene Früchte werden dort angebaut, z.B. Ananas. Das ganze findet in sehr steilem und hügeligen Gelände statt. Ein anderes Einkommen dieser Region ist der Gummi. Im Wald stehen viele Gummibäume, und wir durften zusehen wie so ein Baum angezapft wird und der Gummi gesammelt wird. Sehr spannend, so etwas hatte ich bis anhin noch nie gesehen. Auf dem Rückweg zum Dorf wurden wir noch kurz aber heftig geduscht, in dieser Region sind solche kurze aber heftige Regenschauer normal.
Zurück im Dorf durften wir dann am Abend im Gemeindezentrum ein köstliches Buffet von lokalen Spezialitäten geniessen, wirklich lecker! Und anschliessend haben sie uns kulturell noch etwas geboten, die Männer haben uns auf ihren Schlaginstrumenten etwas vorgespielt, während die Frauen dazu auf der Bühne tanzten.
Am Folgetag haben wir uns auf den Weg in dern Kinabalu Park gemacht. Die Region rund um den Mount Kinabalu ist ein Nationalpark und gehört zum UNESCO Welterbe, aufgrund der extrem vielfältigen Flora und Fauna in diesem Gebiet. Unterwegs hatten wir halt gemacht, um die Aussicht auf das Dusun Dorf zu geniessen, und dann auch noch an einem Aussichtspunkt von wo man den Mount Kinabalu gut sehen kann. Das ist also unser Ziel. Der Berg scheint hoch, fast unerreichbar.
Angekommen im Park habe ich mich mit ein paar abenteuerlustigen Gspändli auf eine kurze Wanderung begeben, quasi ein Warmlaufen für den Gipfelsturm. Die Wanderung selbst war meiner Meinung nach nichts spezielles, vielleicht hing es aber mit dem eher mässigen Wetter und dem dichten Nebel zusammen. Wir hofften alle auf ein wenig besseres Wetter für den Aufstieg am nächsten Tag.
Früh ging es los am morgen. Wir trafen unsere 2 Bergführer, und nachdem wir auch mit den Snacks für den Mittagshalt ausgerüstet waren ging es los. Mit einem Minivan wurden wir zum Startpunkt transportiert, dem Timpohon Gate. Von dort sind es 8.72 km Wanderung, wobei wir an diesem Tag „nur“ 6 km machen werden. Tönt nicht nach viel, aber die Höhendifferenz hat es in sich: Wir starten auf 1866 m über Meer, und der Gipfel von Mount Kinabalu ist auf 4095 m über Meer. Sprich wir müssen auf diesen knapp 9 km 2229 Höhenmeter überwinden. Langsam beginnen wir mit dem Aufstieg. Unsere Guides erklären uns viel über die Flora und Fauna in dieser Gegend. Das wohl aufregendste das wir gesehen haben waren fleischfressende Pflanzen, welche sich hauptsächlich durch Insekten ernähren. Ich glaube ich habe vorher noch nie solche Pflanzen gesehen. Das Wetter war auch nur soso-lala, viel Nebel hatte es an diesem Tag. Aber kein Regen zum Glück.
Gegen halb vier sind wir dann angekommen bei unserem Tagesziel, der Laban Rata Hütte auf 3272 m über dem Meeresspiegel. Das ist die vermutlich populärste Unterkunft am Berg, wo die Gipfelstürmer vor dem finalen Aufstieg übernachten. Dort wurden wir verpflegt, an einem Buffet konnte man sich holen was das Herz begehrt. Und siehe da, auch das Wetter wurde besser. Wir konnten einen schönen Sonnenuntergang beobachten von der Terrasse. Früh haben wir uns dann ins Bett gelegt, denn am nächsten Morgen wollten wir früh los, damit wir um 6 Uhr bei Sonnenaufgang auf dem Gipfel sind. Tagwache war um 2 Uhr morgens, nicht viel Zeit zum schlafen.
Nach dem Frühstück haben wir uns in der Dunkelheit im Lichte unserer Stirnlampen auf den Weg gemacht. Viele Treppenstufen ging es hoch, und auf mittlerweile deutlich über 3000 Meter war das alles doppelt anstrengend. Nach und nach kamen wir aus dem Wald, und konnten die Aussicht geniessen. Nach dem finalen Checkpoint waren wir dann definitiv im Hochgebirge. Wir stiegen weiter über blanken Stein auf, teils mussten wir uns an den fix installierten Seilen hochziehen. Der Weg ist aber sehr gut ausgebaut, es gibt kaum exponierte Stellen wo man ernsthaft absturzgefährdet ist.
Kurz vor 6 Uhr hat sich dann der Sonnenaufgang angekündigt. Und schnell wurde klar, dass wir den perfekten Tag erwischt haben. Ein echtes Spektakel. Die Wolkendecke unter uns leuchtet in allen möglichen Farben, und der Kontrast mit den noch dunklen Felsformationen ist wirklich umwerfend. Schon von weitem konnten wir unser Ziel sehen, aber der finale Aufstieg auf den Gipfel hatte es noch in sich. Um 6 Uhr habe ich dann mit meinen 3 Kolleginnen Jo, Lauren und Gaby als erste von unserer Gruppe den Gipfel erreicht. War wirklich ein grandioser Moment dort oben. Die Fläche auf dem Gipfel selbst ist nur sehr beschränkt, und so mussten wir uns fast anstellen um auf den Gipfel zu kommen und ein Erinnerungsfoto zu machen. Ein wenig weiter unten warteten wir dann auf den Rest der Gruppe. 2 Kolleginnen mussten leider den Aufstieg abbrechen und kamen nicht bis zum Gipfel.
Schon bald haben wir uns wieder an den Abstieg gemacht, denn wir mussten an diesem Tag die gesamte Strecke bis nach unten zurücklegen. Der Abstieg ist lang, und die vielen Treppenstufen gehen mächtig in die Knie. Ich bin wieder mit der vordersten Gruppe unterwegs, und so kommen wir doch recht zügig voran. 1 km bevor wir wieder beim Timpohon Gate angelangt sind, hat ein richtiger Wolkenbruch eingesetzt. Es hat wirklich so richtig zu schütten begonnen. Lauren und ich haben dann beschlossen, dem Regen mit einem Schlusssprint ein wenig aus dem Weg zu gehen, wobei im Nachhinein das ganze Unterfangen sinnlos war. Wir waren alle klatschnass. Wenigstens konnten wir dann schon vorzeitig zurück zu der Unterkunft, uns unter die Dusche stellen und uns mit trockenen Kleidern anziehen. Die andere Gruppe hatte noch eine ganz schöne Strecke zu bewältigen. Nachdem wir alle wieder vereinigt waren hatten wir noch eine lange Fahrt vor uns, nach Poring Hot Springs. Dort haben wir uns einen Tag von den Strapazen erholt. Von diesem Ort und mehr im nächsten Beitrag!
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