Medellín

In Bogotá ist mir der Start ins Abenteuer Kolumbien definitiv geglückt, aber es war nun an der Zeit, ein Haus weiter zu gehen. Von der grössten Stadt im Land ging es in die zweitgrösste, nach Medellín. In den 80er und 90er Jahren geriet die Stadt immer wieder in die Schlagzeilen durch ihren damals wohl bekanntesten Einwohner, der Drogenboss Pablo Escobar. Die Schlagzeilen waren zu dieser Zeit leider nicht positiv, Medellín galt lange als eine der gefährlichsten Städte der Welt. Dies hat sich glücklicherweise gründlich geändert in der letzten Zeit, jeder Reiseführer für Kolumbien empfiehlt ein Besuch in der Stadt. Und auch andere Reisende welche ich unterwegs getroffen hatte haben wir einen Besuch in Medellín empfohlen.

Per Flugzeug bin ich in Medellín angekommen, und bin dann per Taxi in mein AirBnB gefahren. Der Flughafen liegt ziemlich weit ausserhalb der Stadt, und die Fahrt hat einige Zeit gedauert. Meine Unterkunft war im Stadtteil El Poblado im Süden der Stadt. El Poblado ist einer der angesagtesten Orte in Medellín, viele Expats und Digital Nomads haben ihre Zelte dort aufgeschlagen, und es gibt viele coole Restaurants und Bars. Schon bald sass ich auch in einem Restaurant an einem Tisch mit solchen Leuten, und kam so auch zu guten Tipps rund um die Stadt.

Die Stadt an und für sich ist nicht wirklich schön finde ich. Das Zentrum befindet sich unten im Tal beim Rio Medellín, und an die Hänge geschmiegt sind die Vororte, wo die ein wenig weniger privilegierten Einwohner wohnen. Im Zentrum der Stadt ist vor allem der Plaza de Botero mit seinen Statuen sehenswert. Botero habe ich ja schon in Bogotá kennen gelernt, aber da seine Heimat in Medellín ist, finden sich hier auch mehr von seinen Werken.

Der Parque Botero von Medellín
Der Mann auf dem Pferd von Botero in Medellín
Das Pferd von Botero in Medellín
Der Mann im Parque Botero von Medellín
Im Zentrum von Medellín
Im Zentrum von Medellín

Auch sehenswert ist das Pueblito Paisa, was einen klischeehaften Eindruck von einem kleinen Dorf in der Provinz Antioquia vermitteln soll. Das Pueblito befindet sich auf einem kleinen Hügel in der Nähe des Stadtzentrums. Dort habe ich auch ein Modell der Stadt gefunden, was ich ganz interessant fand.

Auch sehr interessant fand ich die Free Walking Tour in Medellín, welche ein wenig mehr Kontext geliefert hat. Unser Guide hat uns auch einige Stories aus der weniger gloriosen Zeit erzählt. Er persönlich musste in die USA flüchten, und wurde dann schlussendlich zurück nach Kolumbien deportiert. Solche Stories hört man zwar oft, aber wenn sie von einem Direktbetroffenen erzählt werden ist das immer doppelt eindrücklich.

Pueblito Paisa
Modell von Medellín
Modell von Medellín
Aussicht über Medellín vom Pueblito Paisa
Aussicht über Medellín vom Pueblito Paisa

Ich habe dann noch etwas gemacht, wo ich nach wie vor nicht ganz sicher bin ob das schlau war, und zwar bin ich mit einem Guide hoch in die Communa 9 von Medellín, auch bekannt unter dem Namen Barrio Pablo Escobar. Ich will hier nochmals betonen dass ich die Taten von Escobar aufs schärfste verurteile. Der Pablo Escobar Tourismus ist auch nicht gerne gesehen in Medellín, viele möchten dieses düstere Kapitel hinter sich lassen. Was mich aber interessierte ist, wie das entstehen konnte. Die Communa ist weit oben am Hang, und nur durch steile Strassen zugänglich. Ich kann mir schon vorstellen, dass sich die Bewohner auch vernachlässigt fühlten in diesem Ort. Escobar hat den Leuten in diesen Vororten eine Perspektive gegeben, und sie so auf seine Seite gebracht. Im Gegenzug verlangte er Schutz und Kollaboration. So wie es aussieht verehren sie ihn dort nach wie vor, was vor allem mit Streetart zum Ausdruck gebracht wird. Überall finden sich Graffiti mit Bezug zu Escobar. Ich bin nach wie vor nicht ganz sicher was ich davon halten soll. Ich war aber froh als ich wieder unten im Zentrum war.

Barrio Escobar
Im Barrio Escobar
Im Barrio Escobar
Barrio Escobar
Streetart im Barrio Escobar
Streetart im Barrio Escobar

Etwas das man bei einem Besuch in Medellín unbedingt machen sollte ist ein Besuch in der Communa 13. Dieser Stadtbezirk war während der Zeit von Escobar ein regelrechtes Kriegsgebiet zwischen Drogenkartellen, Guerillabewegungen, Paramilitärs, und der Regierung. Das hat sich definitiv geändert. Ein wesentliches Puzzlestück von dieser positiven Veränderung liegt wahrscheinlich in der Erschliessung der Vororte, was das Pendeln zur Arbeit im Zentrum von Medellín wesentlich vereinfacht. Konkret umgesetzt wurde dies in Medellín primär mit zwei Metro Linien sowie mehreren Gondelbahnlinien, was dem hügeligen Terrain Rechnung trägt. Dieses Konzept habe ich schon in La Paz in Bolivien beobachten können. Und ich denke das ist wirklich etwas, was einen riesigen Unterschied machen kann. Die Einwohner von Medellín sind sehr stolz auf dieses System, und das resultiert darin dass Fahrzeuge und Stationen wirklich unglaublich gut organisiert und sauber sind. Niemand würde sich getrauen, ein Fahrzeug zu verkratzen oder zu verschmieren.

Die Metro von Medellín
Innovativer öffentlicher Verkehr in Medellín
Aussicht aus der Gondelbahn
Aus der Gondelbahn sieht man auch ärmliche Verhältnisse
Aussicht über Medellín von der Bergstation La Aurora

In der Communa 13 sind es noch zwei andere offensichtliche Sachen: Eine Outdoor Rolltreppe um den Hügel bequem zu erklimmen, und ein neuer, breiter Walkway entlang dem Hügel so dass man nicht durch enge, düstere und potentiell gefährliche Gassen gehen muss. Die Bewohner haben dann den Beton mit der in Südamerika sehr verbreiteten Streetart geschmückt, und das ist so gut gelungen, dass die Communa 13 wirklich eine Touristenattraktion geworden ist.

Bus am Eingang zur Communa 13
Strassenszene in der Communa 13
Bunte Streetart in der Communa 13
Blick in die Communa 13
Outdoor Rolltreppen erleichtern den Zugang zur Communa 13
Outdoor Rolltreppen erleichtern den Zugang zur Communa 13
Kiosk in der Communa 13
Bunte Streetart in der Communa 13
Bunte Streetart in der Communa 13
Bunte Streetart in der Communa 13
Aussicht über Medellín von der Communa 13
Happy Moments in der Communa 13
Weniger Kugeln, mehr Träume – Dieser Weg durch die Communa hat vieles verändert
Bunte Streetart in der Communa 13
Bunte Streetart in der Communa 13
Dieses Vehikel fährt so nicht mehr weit
Bunte Streetart in der Communa 13

Nach ein paar Tagen in dieser super interessanten Stadt bin ich dann per Bus in ländlichere Regionen Kolumbiens gereist, in das Gebiet wo der wunderbare Kaffee herkommt. Davon mehr im nächsten Post.

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