Die zweitletzte Etappe vor dem geplanten „Gipfelsturm“ zum Everest Basecamp stand auf dem Programm. Ziel des Tages war der kleine Ort Lobuche auf knapp 5000 m Höhe.
Einmal mehr durften wir wieder das perfekte Wanderwetter geniessen am Morgen. Wir machen uns auf den Weg, dem Hang entlang durch das Tal, vorbei an Taboche und Cholatse. Am Weg konnten wir noch eine bizarre Szene beobachten, ein Fotoshooting auf fast 5000 m Höhe mit dem Bergpanorama als Hintergrund. Das Panorama ist schon schön, aber weshalb man dort mit Stöckelschuhen und einem langen roten Kleid posieren muss ist mir schleierhaft. Der Sprache nach zu urteilen waren es Chinesen. Aber ja, jedem das seine. Ich bevorzuge Yaks in der Berglandschaft zu fotografieren, das entspricht schon eher meinem Geschmack.
Es geht gemütlich aber stetig bergauf, durch eine wunderschöne Berglandschaft. Wir sind mittlerweile definitiv im Hochgebirge angekommen, Vegetation hat es hier nun fast keine mehr. Kurz vor dem kleinen Ort Thukla wurde es wieder interessant, wir mussten den Fluss überqueren. Zwar hatte es eine Brücke, aber die musste man zuerst über Stock und Stein erreichen. Nicht eine einfache Aufgabe. Belohnt wurden wir dann aber mit einem Mittagessen in Thukla, direkt neben dem Fluss.
Nach dem Mittagessen ging es dann richtig zur Sache. Wir müssen den Thukla Pass bezwingen, gut 200 Höhenmeter auf 2 km. Tönt nicht nach viel, aber auf dieser Höhe ist das wirklich eine anstrengende Angelegenheit. Angekommen auf dem Thukla Pass standen wir in Mitten von Monumenten. Santosh hat uns erklärt, dass an diesem Ort eine Gedenkstätte für die Opfer von Everest errichtet wurde. Wirklich viele von diesen Monumenten finden sich dort, das zeigt auch wie gefährlich dieser Berg ist. Sie sind oft einer Person gewidmet. So gibt es beispielsweise eines für Scott Fischer, ein Expeditionsleiter der am 11. Mai 1996 aufgrund von einem Unwetter am Everest ums Leben gekommen ist. Wer mehr über die Umstände erfahren möchte kann ich das Buch „In Eisigen Höhen“ von Jon Krakauer empfehlen, der dieses Unwetter miterlebt hat.
Nach der kurzen Pause bei diesem Mahnmal ging es weiter, nicht mehr so steil, aber doch stetig ein wenig bergauf. Wir waren alle froh, als nach einer Wegbiegung aufs mal das Dorf Lobuche vor uns lag.
Wir machten uns an die Abendroutine. Zuerst Nachtessen, dann die Vorbesprechung vom nächsten Tag. Unser wichtigster Tag. Aber vermutlich auch der Anstrengendste. Wir werden am Vormittag zuerst zum Dorf Gorak Shep auf 5200 m aufsteigen, dort Mittag essen, am Nachmittag zum Everest Basecamp aufsteigen, und dann wieder zurück nach Gorak Shep, wo wir die Nacht verbringen werden. Zur Abendroutine gehört auch ein kurzer Medical Check, mit einem kleinen Gerät messen wir am Finger die Sauerstoffsättigung vom Blut und den Puls. Wir haben alle jeweils gute Werte, und Santosh meint dass kein Grund zur Sorge bestehe.
Bevor wir uns ins Bett gelegt hatten, hatte die Natur noch etwas spektakuläres im Köcher für uns. Ausnahmsweise war es nur teilweise bewölkt an diesem Abend, und so konnten wir Nuptse, der direkt neben Lobuche liegt, im Abendlicht bestaunen. Ein echtes Schauspiel, das leider auf den Fotos nicht wirklich zur Geltung kommt.
Müde haben wir uns ins Bett gelegt, aber so richtig gut hat wohl niemand von uns geschlafen.
Schreibe einen Kommentar