Am Ende des zweiten Tages in Kunming hat sich unsere kleine Reisegruppe zusammengefunden. Eine wild zusamengewürfelte Gruppe. Vier Frauen, deutlich älter als ich, und zusätzlich zum Tourleader noch zwei Angestellte vom Touroperator aus China und Vietnam, welche die Tour nutzten für Training und Inspektion. Eine recht kleine Gruppe also, 8 inkl. dem Tourguide. Am morgen hat uns ein kleiner Bus an das Busterminal von Kunming gebracht, wo wir in einen öffentlichen Bus gestiegen sind. Eine etwa 9 stündige Fahrt in Richtung Westen wartet auf uns. Diese führt uns zuerst über eine perfekt ausgebaute Autobahn, und dann über eine pittoreske Passstrasse in die kleine Stadt Yunlong. Angekommen am Busterminal wurden wir in zwei PWs verladen und nach Nuodeng gefahren, was nur etwa 10 Minuten dauert. In Nuodeng sind wir nun angekommen, aber wie wir dann herausgefunden haben nach wie vor nicht am Ziel. Das Dorf wurde am Hang gebaut, und die Wege sind für Fahrzeuge nicht befahrbar. Unser Guesthouse wo wir einquartiert wurden ist nur über viele Treppenstufen erreichbar. Aber der Aufstieg lohnt sich. Wir haben dort oben eine schöne Aussicht über das Dorf, und auch das Haus ist echt sehenswert, wirklich noch im Originalstil gebaut. Unser Gepäck ist kurz nach uns auch angekommen – per Maultier! 🙂
Wir sind auf den Spuren der Tea Horse Road, einer alten Handelsroute wo ab der Zeit der Tang Dynastie (7. – 8. Jahrhundert) Waren zwischen dem heutigen Südwestchina (Yúnnán, Sichuan), Tibet, und dem indischen Subkontinent gehandelt wurden. Tee war die erste Ware die auf diesen Routen gehandelt wurden, und allmählich kamen weitere Güter wie Pferde, Seide und Salz hinzu.
Das Dorf Nuodeng spielt insbesondere im Bereich Salz eine geschichtlich wichtige Rolle, denn in diesem Ort wurde Salz aus dem Untergrund gewonnen, der Schacht wo das Salz daraus gewonnen wird ist nach wie vor in Betrieb, was wir auch sehen konnten. Zudem hat Nuodeng natürlich auch Infrastrukturen wie Herbergen, Zollstationen, etc. aus dieser Zeit. Alles ist noch sehr original, und genau das macht es auch sehr interessant.
Eine Dokuserie über die kulinarische Vielfalt von China hat kürzlich auch den Schinken aus Nuodeng porträtiert, welcher eben mit Nuodeng Salz gesalzen wird. Mittlerweile ist auch dieser Schinken ein Exportschlager von dort.
Weiter oben im Dorf haben wir noch buddhistische Tempel besucht, auch diese im Vergleich zu anderen Tempel sehr alt und entsprechend interessant. Zudem gibt es oben im Dorf ein Familienmuseum von einer Familie, dessen Stammbaum bis zurück ins 15. Jahrhundert zurückverfolgt werden kann. Herr Huang hat uns nicht ohne stolz und mit viel Detail die Familiengeschichte erzählt, allerdings auf Chinesisch, was Langer, unser Tourguide, alles übersetzen musste. Zudem gab es auch ein Familienmuseum. Herr Huang hat uns zudem erzählt, dass er viele alte Artefakte vor den Roten Garden versteckt hat, welche während der Kulturrevolution zwischen 1966 und 1976 jagt auf Dinge mit bourgeoisen oder religiösen Verbindungen gemacht haben. Diese Dinge gibt es nun im Familienmuseum zu bestaunen.
Langer hat uns dann noch an einen Aussichtspunkt mitgenommen, wo man beobachten kann, wie der Flussverlauf eine Art Yin Yang Symbol zeichnet, und er hat uns noch ein wenig mehr dazu erklärt. Auch ein Besuch auf dem Markt in Yunlong Town war noch ein super Extra an diesem Tag.
Nach 2 Nächten im Guesthouse in Nuodeng (wo wir übrigens auch kulinarisch hervorragend versorgt wurden) ging es dann weiter nach Dali, wieder mit dem öffentlichen Bus. Auf dem Weg nach Dali wurden wir Zeugen vom manchmal etwas unberechenbaren Verkehr in China: Ein Pickup hat unser Minibus ein wenig zu Riskant überholt, und dann beim verzweifelten Einbiegen um dem entgegenkommenden Auto auszuweichen unseren Bus vorne links touchiert. Zum guten Glück blieb es bei ein wenig Blechschaden. Scheinbar gleichzeitig hat unser Fahrer dann auch noch bemerkt, dass der Motor ein wenig heiss wurde. Der Motor und der Kühlwasserstutzen sind bei diesem Bussen innerhalb der Kabine zugänglich, und beim öffnen von diesem Stutzen ist das heisse Wasser – der Physikuntericht lässt grüssen – wie explodiert, und das im Innern des Busses. Auch hier, zum Glück kam niemand zu Schaden. Schlussendlich sind wir dann doch heil in Dali angekommen.
Dali hat sich in den letzten Jahren zum Touristenmagneten entwickelt. Zwischen einem Berg und einem See gelegen, hat Dali das ganze Jahr ein angenehm mildes Klima. Old Dali wurde entsprechend „umgebaut“. Viele Restaurants, Shops, Hotels, einfach alles was die chinesische Kundschaft liebt. Abgesehen vom Essen, was wir in Form von leckerem Streetfood auch fanden, waren wir alle aber mehr an der Geschichte von diesem Ort interessiert. Langer, unser Guide, ist selber angehöriger der Bai Minderheit aus dieser Region, und ist auch in Dali aufgewachsen und zuhause. Entsprechend viel hat er auch zu erzählen.
Einen authentischeren Einblick in die Kultur finden wir im kleinen Ort Xi Zhou, etwa 23 km nördlich von Dali. Dort besuchen wir den Markt, wo wir nebst den „üblichen“ Waren viel Tee sehen. Wir haben dann ein Haus mit typischer Bai Architektur besucht, dessen Hausteile auf 3 Seiten rund um einen Innenhof angeordnet sind und für mehrere Generationen Wohnraum bietet. Auch kulinarisch wurden wir verwöhnt. Bei einer Bai Familie durften wir im Innenhof Platz nehmen, und auch bei der Zubereitung zuschauen. Auch den aus Yúnnán stammende Pu’er Tee durften wir versuchen, wie auch ein Heissgetränk aus Chili und Sichuan Pfeffer.
Falls jemand mehr über diese Region in China erfahren möchte, kann ich die Dokuserie „Old Burma Road“ vom Schweizer Fernsehen empfehlen. Die erste Folge spielt unter Anderem in Kunming, Dali und Xi Zhou. Die Serie ist auf Youtube verfügbar.
Nächste Station war dann der kleine Ort Shaxi, welchen wir von Dali aus über einen öffentlichen Bus und dann später mit 2 PWs erreicht haben. Shaxi war gleich wie Nuodeng eine wichtige Station auf der Tea Horse Road. Das Dorf liegt ruhig eingebettet in Reis- und Tabakfelder, und das Dorf ist anders als Dali nicht mit Touristen überschwemmt. Shaxi wurde erst vor etwa 25 Jahren „wiederentdeckt“ – von einem Schweizer Architekten Jacques Feiner, der die historische Bedeutung erkannt hat. Seither wird Shaxi in Zusammenarbeit mit der ETH Zürich möglichst originalgetreu restauriert. Hier gibt es einen Artikel dazu.
Zusammen mit Langer konnten wir dann das Dorf erkunden, was ein echtes Juwel ist. Und eben, es ist noch nicht überlaufen von Touristen, was den Besuch angenehm macht. Wir haben dann noch einen Ausflug zum Shibaoshan Berg gemacht, wo wir den in steilen Fels gebauten Baoxiang Tempel besucht haben, und dann die Tempel Grotten mit imposanten Steinmonumenten und Malereien. Von diesen Kunstwerken waren leider keine Fotos erlaubt. Schliesslich sind wir dann durch die pittoreske Landschaft zurück gewandert nach Shaxi, vorbei an Reis- und Tabakfeldern.
Dies war ein erstes „einlaufen“ auf unser nächstes Abenteuer und meinem persönlichen Highlight der Tour, die Tigersprung Schlucht. Bis bald, und danke fürs durchhalten beim Lesen!
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