Nachdem wir die Dampier Peninsula erkundet haben ging es dann nun so richtig los. Von Broome aus fahren wir in Richtung Osten durch die Kimberley Region. Vielleicht an dieser Stelle ein Wort zu dieser Region: Flächenmässig ist die sie etwa so gross wie Deutschland, hat aber nur ca. 50’000 Einwohner. Ein grosser Teil (ca. 40%) der Einwohner sind Aborigines. Es gibt 6 Ortschaften, Broome, Derby, Kununurra, Wyndham, Halls Creek und Fitzroy Crossing, wobei Broome die Grösste davon ist. Die Kimberley Region wird oft auch als die abgeschiedenste Region der Welt bezeichnet.
Im ersten Teil der Tour fahren wir entlang der Gibb River Road, einer 660 km langen Naturstrasse welche zwischen Derby und Kununurra nördlich vom Great Northern Highway verläuft. Die Strasse wurde ursprünglich gebaut um die Rinderfarmen auf dem Landweg zu erreichen. Entlang von dieser Strecke gibt es diverse Attraktionen welche wir besuchen werden.
Ein erster Halt machen wir an einem eher bedrückenden Ort, dem Boab Prison Tree. Dieser massive Boab Tree wurde von weissen Siedlern gebraucht, um gekidnappte Aboriginals festzuhalten, welche sie dann in der Perlindustrie als Arbeitskräfte verwendeten. Später wurde der Baum auch gebraucht, um straffällig gewordene Aborigines festzuhalten bevor sie nach Derby gebracht werden.
Der Boab oder Baobab Baum ist symbolisch für die Kimberley Region. Der sonst eher in Afrika beheimatete Baum ist hier weit verbreitet und häufig anzutreffen, in verschiedensten Formen und Grössen. Es wird nach wie vor gerätselt, wie diese Art den Weg von Afrika nach Australien gefunden hat, einig ist man sich einzig, dass dieser Baum nicht in Australien angestammt ist.
Direkt neben dem Prison Tree gab es noch ein Kuriosum zu bestaunen. Die längste Viehtränke in der südlichen Hemisphäre. Es war ursprünglich sogar die längste der Welt, bis ein amerikanischer Tourist sich in den Kopf gesetzt hat, zuhause in den Vereinigten Statten eine noch längere Viehtränke zu bauen.
Weiter sind wir dann in den Tunnel Creek National Park gefahren. Dort hat sich ein kleiner Fluss den Weg durch eine Höhle gesucht. Die Höhle kann man durchqueren, indem man im Fluss die Höhle durchquert, und so kann man auf die andere Seite des Felsens gelangen. Dort hat uns ein Aborigine die Geschichte von Jandamarra erzählt.
Jandamarra war ein junger Aborigine, der am Ende der 19. Jahrhunderts von den weissen Siedler versklavt wurde. Er war ein sehr kluger Junge, und lernte schnell, und wurde schliesslich von den Weissen als „gleichwertig“ angesehen. Er wurde dann auch die rechte Hand vom Polizeioffizier Richardson, mit dem er befreundet war. In diesem Job musste er aber auch sehen, wie seinen eigenen Leuten Unrecht angetan wird. Eines Tages erschoss er Richardson, und ging zusammen mit weiteren Leuten von seinem Stamm in einen bewaffneten Widerstand gegen die weissen Siedler. Die Höhle von Tunnel Creek war während dieser Zeit sein Rückzugsort. Die Polizei konnte ihn aber dort ausfindig machen, und so kam Jandamarra am 1. April 1897 in Tunnel Creek bei einem Feuergefecht mit der Polizei ums leben.
Wir gingen dann weiter, in den Windjana Gorge National Park welcher nicht weit von Tunnel Creek entfernt ist. Dort haben wir unser Nachtlager aufgeschlagen. Wir übernachten in einem Swag unter dem Sternenhimmel. Ein Swag ist quasi ein rollbares Bett, eine Matratze in einem Wasserdichten Sack, wo man sich mit dem Schlafsack reinlegen kann.
Bevor wir uns hinlegen durften gingen wir aber zuerst rein in die Schlucht. Dort drin konnten wir zum ersten Mal Süsswasserkrokodile sehen. Sie sind viel kleiner als Salzwasserkrokodile und in der Regel ungefährlich wenn man sie nicht nervt. Auf einer grossen Sandbank konnten wir uns dann umsehen in der Schlucht, wirklich schön was die Natur hier konstruiert hat.
Nach dem Nachtessen habe ich Sam, unseren Guide, gefragt, ob ich nochmal zurück kann in die Schlucht. Er sagt ja, das sei eine gute Idee. So bin ich in der Dunkelheit ausgerüstet mit Kamera und Taschenlampe nochmal zurück. Das war wirklich magisch. Die Geräusche der Tiere, der Vollmond der aufgegangen ist, und keine Menschenseele weit und breit. Ich habe versucht, einige Nachtaufnahmen zu machen um die Stimmung festzuhalten. Die Nacht im Swag unter dem Sternenhimmel ist auch eine ganz einmalige Geschichte, geschlafen habe ich auf jeden Fall sehr gut!
Gut erholt unter dem Sternenhimmel sind wir dann am nächsten Tag weiter gefahren. Erstes Ziel: Bell Gorge. Eine wunderschöne Schlucht mit Kaskadenwasserfällen und ein Pool unterhalb, ideal zum Schwimmen. Das haben wir dann auch getan.
Mt. Barnett Station war dann unsere Basis für die nächsten beiden Tage, und von dort konnten wir ideal Manning Gorge erkunden. Ein wunderschöner Ort, welcher wir nach einer Flussquerung im Boot und einem einstündigen Marsch erreicht haben. Die kurze Wanderung führte auch durch ein Gebiet, welches kürzlich von einem Feuer heimgesucht wurde. Es ist sehr interessant zu sehen, wie schnell neues Leben spriesst an den Orten wo das Feuer gewütet hat.
El Questro, so heisst ein Resort weiter westlich. Nach einer abenteuerlichen Querung des Pentecost Rivers sind wir dort angekommen. Die Hauptattraktion welche wir dort besucht haben war Emma Gorge. Auch das ein wunderschöner Ort, welcher wir nach einer kurzen Wanderung am morgen früh erreichen. Ganz hinten gibt es ein Pool, welche von einer massiven Felswand umschlossen ist.
Zu dritt haben wir dann noch einen riesigen Boab Tree besucht. Er ist wirklich riesig und ganz eindrücklich. Es ist leider nicht wirklich möglich, das alter von einem Boab Tree zu bestimmen denn er hat keine Jahrringe, es wird aber vermutet dass dieser Baum deutlich über 1000 Jahre alt ist.
Dann haben wir es geschafft, kurz vor der Ortschaft Kununurra ist die Gibb River Road zu Ende. Weiter geht es zum Lake Argyle. Davon werde ich bald auch berichten.
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