Hiroshima

Die Stadt Hiroshima ist vermutlich den allermeisten Leuten ein Begriff, leider in tragischer Art und Weise welche ich hier nicht weiter umschreiben muss. Mich hat es sehr interessiert zu sehen, wie es einer Stadt knapp 63 Jahre nach so einem tragischen Ereignis geht. Und es war auch als Ziel in der vorgeschlagenen Reiseroute im Reiseführer aufgelistet. Nach meinem mehrtägigen Aufenthalt in Osaka habe ich mich auf den Weg gemacht, wie immer bequem mit dem Shinkansen. Die Zugfahrt dauert nur etwa 1.5 Stunden. Dort angekommen habe ich mich zuerst mal auf den Weg in das Hotel (ja, ausnahmsweise mal ein Hotel! :-)) gemacht – zu Fuss, am besten zum beobachten. Soweit eine ganz normale Stadt, auf den ersten Blick erinnert nichts an das tragische Ereignis vom 6. August 1945.

Strassenszene in Hiroshima. Eine ganz normale Stadt.

Am nächsten Morgen habe ich mich früh auf den Weg zum Peace Memorial Museum gemacht. Der Weg dorthin führt vorbei an den Gedenkstätten welche in Hiroshima errichtet wurden. Das wohl auffälligste ist der so genannte A-Bomb Dome, ein Kulturgebäude mit einer Kuppel, welches durch die Bombe zwar stark beschädigt, nicht aber zum Einsturz gebracht wurde. Grund dafür ist, dass das Hypozentrum der Bombe ziemlich genau oberhalb von diesem Gebäude war und somit die Druckwelle fast senkrecht von oben kam, womit die Gebäudestruktur besser umgehen konnte. Das Gebäude wurde weitgehend so belassen wie es der Krieg zurückgelassen hat und dient nun als Mahnmal an diesen tragischen 6. August 1945.

Der A-Bomb Dome in Hiroshima – ein eindrückliches Mahnmahl
Der A-Bomb Dome, und unten wie das Gebäude mal ausgesehen hat
Der A-Bomb Dome am Abend, links ist die Aioi Brücke zu sehen

Auf der anderen Seite des Flusses wurde ein eindrückliches Denkmal errichtet. Ein Steinsakopharg welcher an die Opfer erinnert, und eine Flamme welche erst dann erlöscht, wenn es eine Welt ohne Atomwaffen gibt. Und in der Verlängerung von diesen beiden Elementen steht der A-Bomb Dome. Ein extrem eindrücklicher Ort.

Steinsakopharg welcher an die Opfer erinnert – im Hintergrund der A-Bomb Dome
Steinsakopharg welcher an die Opfer erinnert
Die Flamme vor dem Steinsakopharg erlöscht erst wenn es keine nuklearen Waffen mehr gibt

Direkt neben diesem Park befindet sich das Peace Memorial Museum, welches die Ereignisse von diesem Atombomben Angriff dokumentiert. Auch das, ein sehr eindrücklicher Ort. Viele Informationen die einem zu denken geben. Wie die Bombe entwickelt wurde. Wie die Ziele ausgewählt wurde. Wie die US Air Force Soldaten ausgebildet wurden. Wie der Befehl für den Abwurf ausgesehen hat. Und dann auch die Konsequenzen des Abwurfs, Zerstörung, Verbrennungen, Erkrankungen durch Radioaktivität… das alles wird thematisiert. Ich war wahrscheinlich zum ersten Mal auf meiner Reise wirklich froh, alleine unterwegs zu sein, die meisten wären mir vermutlich davongelaufen in diesem Museum. Ich habe mehrere Stunden dort drin verbracht – und war echt aufgewühlt nach diesem Besuch.

Das Peace Memorial Museum
Das Dreirad von einem Kind aus Hiroshima

Es gibt aber auch noch andere Dinge zu sehen in Hiroshima. Ein Ort welcher mein Reiseführer vorgeschlagen hat war eine Manga Bibliothek. Als Manga wird in Japan das bezeichnet was wir als Comics verstehen. Eine kuriose Attraktion dachte ich mir, bin aber dann doch mal schauen gegangen. Und es hat sich gelohnt. Mitten in einem Park gab es da eine Bibliothek, voll gestopft mit tausenden von Comics. Und die Atmosphäre dort drin fand ich echt cool, von jung bis alt waren die Leute in ein Manga vertieft. Und drin war es muksmäuschen still, alle halten sich an die Regeln, wie in Japan üblich. Für mich ungewohnt war auch der Umstand, dass in Japan die Bücher in der anderen Richtung gelesen werden. Jedes mal wenn ich ein Buch aus dem Regal nahm hatte ich dann die Rückseite vor mir. Es gab dort sogar Mangas, welche auf Deutsch oder Englisch übersetzt wurden, lesen musste man sie aber wie in Japan in der umgekehrten Reihenfolge. So kam auch ich zu meiner Ration Comics.

Regale voll von Mangas
Manga in Japanisch
Mangas thematisieren auch die Geschichte von Hiroshima, auch in Englisch

Weiter habe gab es den wirklich schönen Shukkeien Garten zu bestaunen, und auch das Schloss war eindrücklich zu sehen. Vom Stil her sehr ähnlich wie das Schloss Himeji, insofern habe ich mich darauf beschränkt, es von aussen zu bestaunen.

Shukkeien Garten
Shukkeien Garten
Hydrangea serrata – Typisch Japanische Blume im Shukkeien Garten
Shukkeien Garten
Das Schloss Hiroshima

Auch auf der kulinarischen Seite hat Hiroshima einiges zu bieten. Von den Okonomiyaki habe ich ja bereits berichtet. Hiroshima hat eine eigene Version davon. Osaka und Hiroshima behaupten beide, am Ursprung von diesem Gericht zu stehen. Für mich egal, ich wollte auch die Variante aus Hiroshima versuchen. Mein Reiseführer hat mir ein Restaurant vorgeschlagen. Dass ich dort an einer guten Adresse war habe ich schon am Umstand bemerkt, dass man anstehen musste bevor man einen Platz erhält. Aber das Menü studieren und bestellen konnte man bereits. Als Einzelperson wurde ich an eine Art Theke gesetzt, hinter welcher direkt vor meiner Nase diese Okonomiyaki zubereitet wurden. Ein echtes Schauspiel. Und der grosse Unterschied zur Osaka Version besteht darin, dass in Hiroshima Nudeln verwendet werden, welche ich ganz gerne mag! War ein echt leckeres Essen.

Okonomiyaki in der Anfangsphase
Okonomiyaki in der Produktion
Mein fertig zubereitetes Okonomiyaki

Mich hat die Reise nach Hiroshima echt fasziniert. Es ist nicht eine Stadt mit vielen Attraktionen, aber es ist ein Ort wo man viel nachdenkt. Wahrscheinlich am meisten fasziniert hat mich, wie die Stadt mit diesem Ereignis umgeht. Ich hatte nicht das Gefühl dass sich die Stadt als Opfer sieht und nachtragend ist, vielmehr proklamiert sie den Frieden. Es ist nicht ein War Memorial oder ein Bombing Memorial welches man in Hiroshima findet, sondern ein Peace Memorial.

Ich habe Hiroshima dann noch als Basis für einen Tagesausflug auf die Insel Miyajima benutzt, wovon ich in einem separaten Post berichte.

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