Wahrscheinlich das Highlight (zumindest für mich) stand auf dem Programm. Wir fahren ins Everest Basecamp. Ich hatte am Abend vorher ziemliches Kopfweh, und bin früh ins Bett in der Hoffnung dass es vorbei ist am nächsten Tag. Das war dann auch so zum Glück. Ich hege den Verdacht, dass ich am Vortag eine zu grosse Portion Sonne abgekriegt habe. Die Sonne ist trotz mässigen Temperaturen extrem stark auf dieser Höhe, wir mussten wirklich aufpassen, dass wir uns keinen Sonnenbrand oder Sonnenstich einfangen. Wie dem auch sei, wir haben einmal mehr in unserem Bus Platz genommen. Begonnen hat die Fahrt zurück zum Friendship Highway, auf der temporären Piste welche wir schon am Vortag hinter uns gebracht haben. Zumindest waren wir dann alle wach. Anschliessend ging es hinauf. Weit hinauf. Auf den höchsten Punkt von unserem Abenteuer, und zwar auf den Gyatso La Pass, 5248 m. Wir machten dort kurz halt, um diesen Moment zu geniessen. Ich denke für viele von unserer Gruppe waren noch nie höher, was auch für mich gilt. Pema, unser Tourguide hat dann beiläufig noch erwähnt dass er diese Strecke schon mit dem Velo zurückgelegt hat. So fit wie er möchte ich auch sein…
Eine halbe Stunde später das erste Highlight. Wir kommen zu einer Aussichtsplattform mit einem Stein mit der Aufschrift „Mt. Qomolangma National Park“. Und in der Ferne sehen wir auch einen markanten Berg. Den höchsten Berg der Welt. Mt. Qomolagma ist der tibetische Name für Mt. Everest. Wir waren alle ganz aus dem Häuschen und haben wie wild Fotos gemacht. Wenn wir da schon gewusst hätten was für weitere weit bessere Gelegenheiten wir erhalten werden hätten wir nicht halb so viele Fotos gemacht.
Nachdem wir unsere gefühlten hunderttausend Fotos gemacht haben hiess es wieder aufsitzen im Bus. Dieser liess sich aber nicht mehr starten, der Anlasser tat keinen Wank mehr. Lösung dafür? Anschieben! Wir sind ja genügend Leute. Und das hat dann auch geklappt, aber ich war noch selten so ausser Atem wie nach dieser Anschiebaktion. Wir waren auf 4500 m Höhe in diesem Moment. Dieses Highlight wurde auch in einem Video festgehalten, vielen Dank Meryl!
Weiter ging es, wie gewohnt durch karge Landschaften, hoch auf den nächsten Pass, den 5200 m hohen Gawu La Pass. Die Aussicht von dort oben ist einzigartig. Nun ist der Himalaya wirklich sichtbar. In der Mitte thront der Qomolangma, umgeben von weiteren 8000ern. Zu sehen sind von links nach rechts Makalu (8463 m, 5. höchster Gipfel der Welt), Lhotse direkt links neben Mt. Everest (8516 m, 4. höchster Gipfel der Welt) und Cho Oyu (8201 m, 10. höchster Gipfel der Welt). Noch eine Anmerkung zu den Höhen der Gipfel: Ich habe diejenigen Höhen genommen die auf dem Panorama angegeben sind. Auf Wikipedia sind die Höhen leicht unterschiedlich. Auch die Höhe von Mt. Everest ist ein Politikum, die Chinesen geben die Höhe mit 8844.43 m an, Wikipedia sagt 8848 m.
Der Gawu La Pass war der letzte Zwischenhalt bevor wir unser Ziel erreichen. Das Everest Basecamp auf 5200 m. Die Aussicht von dort ist spektakulär. Das Basecamp liegt in einem Tal neben einem Fluss, an dessen Ende der Everest thront. Wohl ganz anders als in Nepal, wo der Everest aus dem untersten Basecamp gar nicht zu sehen ist. Wir beziehen unser Nachtlager in fest installierten Zelten, die auch geheizt sind und mit Strom versorgt werden. Wir werden auch von den Familien die dort leben verpflegt. Die sanitären Installationen sind beschränkt, Duschen gibt es nicht, und die Naturtoilette ist der einzigen installierten Toilette vorzuziehen. Aber das wichtigste gibt es dort: WiFi und Internet! Ich glaube es nicht.
Wir haben dann einen kleinen Spaziergang unternommen, weiter entlang dem Fluss bis zur „Grenze“ wo Flip-Flop Touristen wie uns noch zugelassen sind. Weiter geht es scheinbar nur mit Bewilligung. Am Hang ein wenig oberhalb von dieser Grenze gibt es noch ein Gebäude des Rongpu Klosters, und auch dort gibt es etwas spezielles. Ein in den Stein gemeisselten unterirdischer Raum zum meditieren. Pema hat uns dorthin genommen. In diesem Raum ist es Muks Mäuschen still. Meditieren und so ist normalerweise nicht so mein Ding, erst recht nicht wenn man lange im Schneidersitz sitzen muss, aber es gab dennoch die Gelegenheit mal zu reflektieren wo wir eigentlich sind. Wirklich an einem ganz speziellen Ort. Wieder oben am Tageslicht konnten wir uns noch ein wenig umschauen, und dort haben wir noch die Toilette mit der schönsten Aussicht der Welt gefunden. Ein Dach hat sie zwar nicht, aber sie ist dennoch noch viel besser als diejenige im Basecamp selbst.
Den Tag haben wir abgeschlossen, indem wir den Sonnenuntergang genossen. Die Perspektive ist nicht ganz ideal, aber dennoch ist es ein faszinierendes Schauspiel wie der Gipfel sich langsam rötlich verfärbt, und dann im Schatten verschwindet. Lange standen wir an diesem Abend draussen und haben das beobachtet.
Geschlafen haben wir in dieser Nacht nicht viel. Die Höhe merkt man schon, und man muss oft fast nach Luft schnappen, was die Nachtruhe nicht gerade fördert. Das Feuer im Ofen vom Zelt ging dann nach und nach auch aus, und in der Nacht wird es dann wirklich kalt. Etwa um 01:00 Uhr habe ich mich auf den Weg zur Naturtoilette gemacht, und konnte einen Blick auf den Sternenhimmel werfen. Das war echt eindrücklich. Ein paar Bilder davon wären schön gewesen, aber ich hatte die Energie nicht. Und es war zu kalt und windig.
Frühmorgens sind wir dann aufgestanden, um den Sonnenaufgang zu bestaunen. Die nach Osten gerichteten Flanken sind werden nach und nach in das weiche Licht der Morgensonne getaucht. Noch bevor die Sonne über die Erhöhung im Osten des Tals gestiegen ist haben wir uns schon wieder in den Bus gesetzt und haben Qomolangma adieu gesagt. Wir machten uns auf den langen Weg zurück Richtung Lhasa, mit einem Stopp zum Übernachten in Shigatse.
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