Als nächstes Stand mein persönliches Highlight auf dem Programm, die Wanderung durch die Tigersprung Schlucht. Wieder sind wir mit einem öffentlichen Bus unterwegs. Beim Eingang zur Tigersprung Schlucht steigen wir aus dem Bus, und laden als erstes den Grossteil von unserem Gepäck in einem Guesthouse ab. Anschliessend werden wir in 2 PWs zum Startpunkt der Höhenroute gebracht. Der Weg dorthin führt über einen schwindelerregenden Pfad, durch viele Kurven, steil, und kreuzen ist ausgeschlossen. Ab und zu kommen uns sogar Lastwagen entgegen. Aufs mal war dann aber endgültig fertig, ein Bagger und ein grosser Erdhaufen blockierten die Strasse. Keine Chance um vorbeizukommen. Uns blieb nichts anderes übrig, als unsere Wanderung ein wenig früher zu beginnen. Nach nur etwa 30 Minuten erreichen wir ein Guesthouse, wo wir uns noch stärken bevor wir die Wanderung effektiv starten.
Dann geht es los. Vielleicht ein paar Worte zu dieser Wanderung: Bei der Tigersprung Schlucht handelt es sich mit rund 3900 m Höhenunterschied um die tiefste Schlucht der Welt. Durch die Schlucht fliesst der Jangtse Fluss, was soviel bedeutet wie „langer Strom“. Der Jangtse ist mit 6380 km der längste Fluss Asiens, und der drittlängste weltweit. Er entspringt auf dem tibetischen Plateau in der Provinz Qinghai, und mündet ins ostchinesische Meer in der Nähe von Shanghai. Der Legende nach soll an der engsten Stelle der Schlucht ein Tiger beobachtet worden sein, der den Fluss mit Hilfe eines Steins in der Mitte vom Fluss überquert hat. Wobei Tiger gibt es in dieser Region gar keine… Die Schlucht ist ein UNESCO Welterbe, und auch deshalb ist die Schlucht auch haarscharf einem chinesischen Staudammprojekt entgangen. Die Wanderung führt hoch oben am Hang auf der Nordwestseite vom Jangtse entlang, Stromabwärts. Die Wanderung ist nicht besonders lang, etwa 14 km. In der Mitte haben wir eine Übernachtung in einem Guesthouse eingeplant.
Das Landschaftsbild in der oberen Schlucht ist geprägt von einer Grossbaustelle. China baut gerade eine Autobahn und eine Eisenbahn, welche die Stadt Lijiang mit Shangri-La weiter im Norden verbinden soll. Und dafür braucht es entsprechende Brücken über die Schlucht, die gerade im Bau sind. Das erklärt auch den Regen Betrieb auf der Bergstrasse, momentan werden Wege gebaut um die Brückenköpfe bauen zu können.
Schon bald kommen wir zu den 28 Bends, dem härtesten Teil der Wanderung. Dort steigen wir von 2200 m. auf 2620 m. Danach gehts gemütlich nach unten, bis wir das Half Way Guesthouse erreichen. Auf dem Weg haben wir fast ständig die imposante Schlucht im Blick. Mit Bildern kann man dies leider nur schlecht illustrieren, es ist einfach zu Gross um auf ein Foto zu passen. Ich denke am Besten kann man sich das so illustrieren. Man nimmt ein paar Eigernordwände, stellt jeweils 2 aufeinander, und reiht diese Doppelwände entlang vom Jangtse auf. Etwa so kann man sich das vorstellen. Das Wetter war nicht das Beste, immer wieder hat es ein wenig genieselt. Wir waren halt nach wie vor in der Regenzeit unterwegs. Wobei es zum Wandern eigentlich ganz angenehm war, einfach die Bilder sind halt nicht so strahlend schön.
Nach der Übernachtung im Half Way Guesthouse haben wir uns dann wieder auf den Weg gemacht. An diesem Tag hatten wir weniger Höhenunterschied zu bewältigen, dafür ist der Weg ein wenig exponierter. Der Weg ist regelrecht in den Abhang gehauen. So führt der Weg vorbei an mehreren Wasserfällen, und rechts von hat man wieder ein umwerfendes Panorama runter in die Schlucht. So haben wir schon am frühen Nachmittag unser Ziel erreicht, Tina’s Guesthouse wo wir uns verpflegen konnten. Mir persönlich war die Wanderung nicht wirklich als schwierig in Erinnerung, aber ein paar andere in der Gruppe waren froh, dass die Wanderung vorüber war.
Der Tag war aber noch lange nicht zu Ende. Langer, unser Guide, hat uns vorgeschlagen, dass wir noch ein wenig der Strasse entlang weiter spazieren könnten. So würden wir noch den unteren Teil der Schlucht sehen, plus wir könnten noch in einem kleinen Restaurant halt machen, und etwas drinken. Ganz interessant fand ich dann noch den Vorschlag, dass er uns das chinesische Spiel Mahjongg erklären würde. Mahjongg ist DAS chinesische Volksspiel, kaum jemand in China der die Regeln nicht kennt. Etwa so wie bei uns in der Schweiz das Jassen. Ziel des Spiel ist es, durch tauschen und aufnehmen von Steinen gewisse Kombinationen zu erhalten. Erinnert somit ein wenig an Poker, einfach mit Steinen statt mit Karten. Die Regeln sind ziemlich kompliziert, so dass wir leider gar nicht mehr wirklich zum spielen kamen und uns schon wieder auf den Rückweg machen mussten. Dafür wurden wir noch mit einem Regenbogen belohnt, der direkt über der Schlucht zu sehen war. Wahrscheinlich etwas, das so nicht alle zu Gesicht bekommen.
Am nächsten Morgen sind wir wieder in 2 PWs gestiegen, um uns den Jangtse noch ein wenig von Nahe anzuschauen. Bei einer engen Stelle in der Schlucht gibt es eine Aussichtsplattform, wo man nach vielen Treppenstufen fast ganz unten beim tosenden Fluss ist. Es ist gerade das Ende der Regenzeit, und so hat der Jangtse gerade sehr viel Wasser. Ein echtes Spektakel, der Rheinfall in der Schweiz ist dagegen nur so ein kleines Rinnsal.
Anschliessend haben wir unser Gepäck wieder abgeholt, und sind dann aufgebrochen zur letzten Station von unserer Tour, die Naxi Stadt Lijiang. Schon bald gibt es hier mehr zu erfahren von diesem Ort.
Schreibe einen Kommentar