Nach etwas mehr als einem Monat in der Region China – was auch immer man dazu zählen mag – bin ich weiter gereist nach Japan. Japan war eigentlich gar nicht auf meinem Radar. Japan wurde mir aber von diversen Leuten auf der Tour so stark empfohlen, dass ich das kurzerhand in meine Route eingebaut habe. Ich bin ja auch gerade einigermassen in der Nähe. Das ist dann eben der Vorteil von Reisen ohne im Voraus jedes Detail zu planen! 🙂
Der vierstündige Flug von Hong Kong nach Tokyo war geplant für den späten Nachmittag, mit Ankunft am Flughafen Tokyo Narita um 21:10. Sollte gut reichen um noch problemlos in das Zentrum von Tokyo zu gelangen, oder? Wenn nur dieser Flieger endlich starten würde. Der Pilot vertröstete uns immer wieder, bis wir dann endlich mit anderthalb Stunden Verspätung starten konnten. Das wäre dann Ankunft 22:40, sollte ja immer noch gehen. Aussteigen und der Bustransfer ins Terminal, Immigration, Gepäckausgabe und Zoll müssen dann auch noch eingerechnet werden, und so war dann 23:20 als ich bereit war um in die Innenstadt zu gehen.
Zu meinem Entsetzen musste ich feststellen, dass sämtliche Schalter bereits dicht waren, ich denke ich sass im letzten Flug der an diesem Tag gelandet ist in Narita. Ich war schon ein wenig erstaunt, Tokyo ist die grösste Stadt der Welt, und da ist alles bereits dicht? Wie dem auch sei, ich habe noch eine Angestellte bei einem Schalter gefunden, die sich gerade bereit gemacht hatte zum gehen, und sie meinte dass ich den letzten Shuttlebus draussen noch gerade erwischen würde. Und das klappte dann auch, ein wenig gestresst sass ich ein paar Minuten später im Bus der mich bis Tokyo Station bringt. Diese liegt im Osten der Stadt, ich musste aber nach Westen, in den Stadtteil Shibuya. Und die Busfahrt vom Flughafen Narita bis Tokyo Station dauert fast eine Stunde. Zum Glück gibt es WiFi im Bus, so konnte ich mit Google Maps mal planen wie ich dorthin komme. Es gibt einen Zug dorthin, und der letzte geht um 00:25, spätere Verbindungen erst frühmorgens. Whut? Die machen früher Schluss als zuhause in Bern? Bin ich da wirklich in der grössten Stadt der Welt? 00:25 war dann genau, als mein Gepäck aus dem Bus ausgeladen wurde. Und wie wir alle wissen sind japanische Züge pünktlich, der ist abgefahren. Ein wenig ratlos habe ich dann eine Angestellte der Bahn gefragt, wie ich am besten nach Shibuya kommen kann, worauf sie meinte dass der letzte Zug gerade abgefahren ist. Ich war wirklich gerade ein wenig verloren, ich bin erst seit gut einer Stunde in diesem Land, habe keine Ahnung wie das Billet System funktioniert, und der letzte Zug ist gerade abgefahren. Super. Die Angestellte half mir aber dann geduldig, ein Billet zu lösen, und hat mich in einen Zug Richtung Shinjuku gelotst. Das ist schon mal auf der Westseite.
Clever wie die Japaner sind haben die Züge Farbcodes, und ich wusste dass ich einen hellgrünen Zug der Yamanote Line erwischen sollte. Angekommen in Shinjuku sah ich dann tatsächlich 2 grüne Züge, einer direkt gegenüber auf dem Perron, welcher aber in die falsche Richtung fuhr. Und einer am Perron nebenan. Absolut unjapanisch bin ich dann runter in die Unterführung gespurtet und wieder hoch auf der anderen Seite, und nachdem mir der verdutzte Bahnangestellte bestätigt hat dass dieser Zug nach Shibuya fährt bin ich erleichtert eingestiegen. Der Bahnhof Shinjuku ist übrigens gemessen an den Anzahl Passagieren pro Tag der grösste Bahnhof der Welt und wird von ca. 3.5 Millionen Passagieren benutzt – pro Tag. Dass ich diesen Transfer so geschafft habe war vermutlich pures Glück. 10 Minuten später war ich dann dort wo ich sein wollte, aber noch nicht im Hostel. Das war immer noch einen 25 minütigen Fussmarsch entfernt, und das mit Sack und Pack. Um ca. 01:30 war ich dann endlich im Hostel, wo ich zum Glück ein Privatzimmer gebucht habe.
Viel Zeit zum schlafen blieb mir aber nicht, bereits um 08:00 Uhr ging eine geführte Tour los welche ich gebucht habe. Kurz nach 6 Uhr war ich schon wieder unterwegs, mit der Metro fuhr ich zum Treffpunkt. Ich habe mich auf einiges gefasst gemacht, auf viele Leute am morgen früh. Zu meinem Erstaunen war aber nicht wirklich viel los in der U-Bahn. Es ist ein ganz normaler Dienstag morgen. Auch als ich aus der U-Bahn an die Oberfläche kam war ich erstaunt. Fast keine Leute, fast kein Verkehr. Bin ich da wirklich in Tokyo? Zu fünft sind wir dann durch die Märkte geschlendert, wo wir Köstlichkeiten wie süsse Omelette versuchen konnten. Weiter ging es auf den berühmten Tsukiji Fischmarkt, wo die besten Fische gehandelt werden, insbesondere der Thunfisch welcher für Sushi und Sashimi verwendet wird. Wir konnten zuschauen, wie riesige Thunfische filetiert wurden, und für jeden von uns wurde dann eine Portion Sashimi, roher Thunfisch mit Sojasauce und Wasabi, zubereitet. Wir konnten verschiedene Stücke versuchen, vom mageren, fettarmen Stück, vom fettigen, und ein Stück dazwischen. Man sieht den Unterschied ganz klar an der Farbe des Fleisches, das magere Stück ist ganz rot, während das fettige Stück ganz hell ist. Wir haben uns dann auf die Dachterrasse vom Markt gesetzt, und diese Portion Sashimi gegessen, zusammen mit Sake, dem japanischen Reiswein. Der Thunfisch verging nur so auf der Zunge, das war echt lecker. Kanpai!
Nach der Tour geführten Tour habe ich mich dann ein wenig schläfrig und beschwipst vom Sake selbst in dieser Region umgesehen und bin mit der Tokyo Monorail durch die Häuserschluchten gefahren. Ich bin dann weiter nach Shinjuku, dort musste ich noch ein paar administrative Sachen erledigen.
Punkt eins war das Aktivieren vom Japan Rail Pass. Der Japan Rail Pass funktioniert wie ein GA auf dem Netz von den japanischen Bahnen (JR) und ist für Touristen gedacht. Dies ist insbesondere interessant, weil auch das Netz der Hochgeschwindigkeitszüge (Shinkansen) inbegriffen ist. So kann man bequem das ganze Land mit dem Zug erkunden. Aus mir unerklärlichen Gründen muss man diesen vorgängig bestellen und erhält dann per Kurier ein Blatt Papier welches dann am Schalter eingetauscht werden kann gegen einen Japan Rail Pass. Diesen Gutschein habe ich mir ins Hostel in Hong Kong liefern lassen, was problemlos geklappt hat. Mir ist ein Rätsel weshalb das so kompliziert ist, man könnte das doch viel einfacher auf elektronischem Weg abwickeln. Wie dem auch sei, diesen Japan Rail Pass konnte ich am Bahnhof Shinjuku aktivieren und habe gleich noch eine Reservation gemacht, um an nächsten Tag nach Kyoto zu reisen.
Punkt zwei war das Pocket WiFi. Pocket WiFi ist ein Handy-artiges Gerät, welches man nachdem man es einschaltet einfach in den Rucksack steckt, und dann kann man per WiFi mit dem Handy ins Internet verbinden. So hat man dank dem erstklassigen japanischen Mobilfunknetz immer und überall Internet Zugriff, ohne dass immense Roaming Gebühren anfallen. Tönt jetzt vielleicht doof, aber es ist wirklich extrem praktisch. Mit Google Maps die beste ÖV Route von A nach B suchen, mit Tripadvisor ein gutes Restaurant in der Nähe suchen, schauen ob es einen Geocache in der Nähe hat, oder einfach mit Spotify Musik hören. Ich habe Pocket WiFi eigentlich schon am Vortag zum Abholen am Flughafen Narita bestellt, aber der Schalter war bereits geschlossen. In Shinjuku konnten sie mir dann aber auch ein solches Gerät aushändigen.
Ausgerüstet mit Japan Rail Pass, Pocket WiFi und einer Pasmo Karte (aufladbare Karte für Zug, Metro, Bus, etc.) war ich dann wirklich bereit für Japan. Am nächsten Tag bin ich nach Kyoto, der früheren Hauptstadt vom japanischen Kaiserreich, gereist. Darüber mehr im nächsten Beitrag. Nach Tokyo werde ich nochmal zurückkehren um es ausgiebig zu erkunden.
Schöne morgen Lektüre bevor ich wieder in den Stollen muss… take care
Nat
Merci Nat!
Schöne morgen Lektüre bevor ich wieder in den Stollen muss