Die Ankunft in Lhasa ist auch eine Ankunft in einer anderen Welt. Es erinnert wirklich fast gar nichts an die Grossstädte welche wir vorher besucht haben. Der Baustil der Gebäude, die Landschaft, das Aussehen der Leute, die Schriftzeichen, die Höhe (merkt man gut beim Treppensteigen), das Klima, alles ist anders. Ich war überrascht, wie warm es war in Lhasa. Zuhause in der Schweiz steigt das Thermometer auf 3600 m kaum über 0 Grad. In Lhasa war es angenehme 18 – 20 Grad warm. Allerdings war die Auswahl der Kleider nicht immer einfach, weil wenn die Sonne mal nicht da war wurde es sehr schnell dann kalt. Zudem war die Luft sehr trocken, da hatten unsere Nasen nicht sonderlich Freude daran.
Unser Tourguide, Pema, hat uns dann gleich mal mitgenommen auf eine kleine Tour durch die Stadt. Ich war noch selten so fasziniert von einer Stadt wie dort in Lhasa. Man sieht und spürt die Tradition und Geschichte von dieser Kultur an wirklich jeder Ecke. Der Baustil wird gepflegt, und viele, vorwiegend ältere Leute, sind in traditioneller Kleidung unterwegs. Auch die angespannte politische Situation wird einem sofort bewusst. Ich war noch nie in einer Stadt wo so viel Polizei, Armee und Überwachungskameras zu sehen war.
Am ersten Tag haben wir es gemütlich genommen, die Strapazen der Zugreise waren noch nicht ganz vergessen, und auch die Höhe ist schon nicht ganz ohne, insbesondere beim Treppensteigen kommt man sehr schnell ausser Atem.
Am nächsten Tag haben wir uns zuerst mal in der Küche versucht, Pema hat uns gezeigt wie man tibetische Momos zubereitet. Momos sind Teigtaschen, welche mit einer Füllung aus Gemüse oder Fleisch (in Tibet typischerweise Yakfleisch) gefüllt sind und anschliessend entweder gedämpft oder frittiert werden. In der Schweiz ist dieses Gericht dank der grossen tibetischen Diaspora auch bestens bekannt, und immer ein Renner bei den Streetfood Festivals, so habe ich das zumindest in Bern erlebt. Diese aber selbst zu machen war schon nicht ganz so einfach wie es sich herausgestellt hat. Die Momos waren dann gleich auch unser Mittagessen, und die waren echt lecker. Die Hälfte wurde frittiert, die andere Hälfte gedämpft. Schlussendlich hatten wir viel zu viele Momos fabriziert, wir waren alle so voll und konnten schlicht und einfach nicht alles essen.
Am Nachmittag haben wir dann das Sera Kloster in Lhasa besucht, der Auftakt von vielen Klöster und Tempel welche wir besuchen werden. Sera ist ein von 3 grösseren Klöster in Lhasa, und momentan leben etwa 3000 Mönche dort. Sorgen um Nachwuchs wie in den schweizer Klöster kennt man hier nicht. Mönche sind sehr hoch angesehene Personen mit sehr guter Bildung, welche auch die Traditionen pflegen und am Leben erhalten. Bestaunen konnten wir dort einige Gebäude wie die Versammlungshalle (leider durften drinnen keine Fotos gemacht werden). Einzigartig in diesem Kloster ist die Möglichkeit, den Mönchen beim Debattieren zuschauen zu können. Diese Debatten finden in einem Park statt. Pema hat uns erzählt dass dies wie eine Übung für Prüfungen ist, in Zweiergruppen werden Philosophische Themen in einer Art Frage und Antwortspiel diskutiert, begleitet mit sehr heftigen Gestik. Wir haben Pema die Frage gestellt was das denn so für Diskussionsthemen seien, und da hat er gemeint dass er selbst das nicht wirklich verstehen würde. Als Analogie hat er die Frage der Definition von gross und klein erwähnt, worüber ja man auch ewig lange diskutieren kann.
Am Tag darauf haben wir dann den berühmten Jokhang Tempel besucht, welcher mitten in der Altstadt von Lhasa liegt. Der Jokhang Tempel steht auch am Ursprung der Stadt Lhasa. Für Tibeter ist der Jokhang Tempel einer der heiligsten Orten und ist somit auch ein Ziel von Pilgern.
Pema hat uns zudem an weitere interessante Orte geführt. Wir konnten beispielsweise beobachten, wie die aus Stein Farbe für Gebäude und Textilien gemacht wird. Weiter hat Lhasa zu meiner Überraschung ein muslimischer Teil, welchen wir besucht haben. Die Muslime haben dort ein ganz interessantes Business, und zwar Suchen sie Raupen, welche von einer Art Pilz befallen worden sind und somit wie zu einer Pflanze wurden. Diesen Raupen werden zu medizinischen Zwecken gebraucht, und erzielen auf dem Markt scheinbar extrem hohe Preise. Wir konnten in Lhasa Leute beobachten, welche diese Raupen sorgfältig von der Erde befreien und somit bereit für den Verkauf machten.
Bei einem Besuch in Lhasa darf man aber eine Attraktion nicht verpassen, und zwar der Potala Palast. Der ist so eindrücklich dass ich ihm einen eigenen Beitrag widmen werde. Stay tuned!
Hallo Riju
Die Bilder sind sehr eindrucksvoll und die Texte spannend geschrieben.
Wünsche dir weiterhin tolle Erlebnisse.
Lg aus Bern
Merci Mischu! Lg us Kyoto, Jüre