Nach meinem Besuch in Hiroshima war ich bereits gut 2 Wochen in Japan unterwegs. Mein Japan Rail Pass war nur für 2 Wochen gültig, und die lange und somit auch teure Strecke von Hiroshima zurück nach Tokyo wollte ich noch mit diesem Pass zurücklegen. Bereits ziemlich routiniert habe ich mich auf den Weg zum Bahnhof gemacht, und wie immer wollte ich eine Reservation machen im Reisezentrum, was normalerweise äusserst effizient erledigt werden kann. An diesem Morgen gab es da aber eine ungewöhnlich lange Schlange. Ein wenig konfus habe ich mich in die Schlange gestellt, und ein wenig mit anderen Touristen zu sprechen begonnen. Die Rede war von einem Erdbeben in Osaka. Die Bahnlinie nach Tokyo führt genau dort durch. Schlussendlich habe ich dann auch ein Zettel gesehen welcher dieses Gerücht vom Erdbeben bestätigt hat. Es fahren keine Züge. Ich habe mich schon auf eine weitere Nacht in Hiroshima eingestellt, habe dann aber dennoch gefragt ob die Hoffnung besteht nach Tokyo zu gelangen an diesem Tag. Die Angestellte hat mir gesagt dass sie nichts versprechen könne, sie aber vermute dass sich Mitte Nachmittag die Züge wieder bewegen würden, ich solle einfach später nochmal vorbei schauen.
Ich habe dann mal etwas gegessen, und tatsächlich konnte ich ca. um 15:00 Uhr in einen Zug in Richtung Osaka steigen. Mir war nicht ganz klar was mich in Osaka erwarten würde, eine Millionenstadt nach einem Erdbeben mit stärke 5.9 ist nicht ganz ohne. Die einzige Spur die ich schlussendlich in Osaka sehen konnte waren viele gestrandete Leute am Bahnhof in Osaka, was zu erwarten war. Schlussendlich fand ich auch in Osaka einen Zug der mich nach Tokyo gebracht hat. Insgesamt bin ich somit nur etwa 4 Stunden später als geplant in Tokyo angekommen, was ich äusserst bemerkenswert finde. Japan scheint sich an solche Ereignisse gewöhnt zu haben.
Das Hostel wo ich mich für 4 Nächte angemeldet habe war schnell gefunden. Diesmal war ich im Osten der Stadt, im Stadtteil Asakusa. Einquartiert habe ich mich im Book and Bed Hostel, und von diesem Konzept war ich ein wenig überrascht am Anfang. Ich habe ein „Basic Single Private Shared Bathroom“ gebucht, und mich gewundert weshalb das so günstig war. Der Grund habe ich dann herausgefunden, es war eine Art Kapsel Hostel, sprich einfach ein Kapsel mit den ungefähren Abmessungen 120x120x250 cm. Die Front von diesen Kapseln war im Prinzip ein Büchergestell, wo zwischen den Eingängen zu diesen „basic single private rooms“ viele Bücher zu finden waren die man sich ausleihen konnte.
Ich kam aber nicht nach Tokyo um Bücher zu lesen, sondern um die Stadt zu erkunden. Ein erlebnisreicher Tag hatte ich ja bereits in Tokyo, direkt nach der Ankunft in Japan. Ein Tag reicht aber bei weitem nicht um Tokyo zu erforschen. In Städten erkunde ich mich oft zuerst betreffend einer Free Walking Tour, was ich auch da gemacht habe. Natürlich ist es nicht möglich, eine Stadt wie Tokyo mit einer zweistündigen Walking Tour abzudecken. Die Tour fand im Osten der Stadt statt. Gestartet sind wir im Stadtteil Akihabara, wo sich die Nerds von Tokyo eingenistet haben. Computer, Elektronik, Video Games und Anime ist angesagt in diesem Stadtteil. Sehr interessant fand ich die Läden wo man sich Elektronik Bauteile aller Art kaufen konnte, und auch Computer Stores mit allem möglichen im Angebot. Natürlich fühlte ich mich dort ein wenig zu Hause.
Weiter ging es Richtung Norden, in den farbenfrohen Ameyayokocho Markt, welcher entlang dem Bahndamm führt. Wir erhielten viele Hintergrundinformationen zu Themen wie Geschichte und Kultur auf dieser Tour, was ich jeweils sehr wertvoll finde. Schluss war dann in Ueno, noch ein wenig weiter nördlich. Ideal um auch noch den riesigen Ueno Park ein wenig zu erkunden und ein paar Geocaches als Souvenir von Tokyo zu suchen. Apropos Park: Ich fand es äusserst bemerkenswert wie die Stadt Tokyo es schafft, nicht wirklich als Grossstadt wahrgenommen zu werden. Es hat sehr viele Grünflächen, und auch immer wieder Parks und Gärten. So kann man jederzeit auch aus der Hektik der Grossstadt ein wenig ausbrechen.
Gegen Abend habe ich dann noch den Tokyo Skytree besucht – den Fernsehturm der Stadt Tokyo. Der Turm ist noch sehr neu, er wurde erst im Jahr 2012 fertig gestellt. Und er ist riesig. Mit 634 m Höhe ist er das zweit höchste Gebäude der Welt, nach dem Burj Khalifa in Dubai. Diese Attraktion war nur ein kurzer Fussmarsch von meinem Hostel entfernt.
Die Aussicht von der Aussichtsplattform 350 m über dem Grund ist überwältigend. Der Fakt dass sich am Vortag ca. 400 km südwestlich ein Erdbeben ereignet hat hinterliess allerdings ein wenig ein mulmiges Gefühl. Beruhigend war aber auch, dass ich gesehen habe wie routiniert Japan damit umgegangen ist. Sie scheinen genau zu wissen was sie tun in dieser Hinsicht, und so ist wohl auch dieser Turm gebaut.
Zwei Erkenntnisse aus Tokyo habe ich mitgenommen von diesem Turm: Erstens: Tokyo ist riesig. Ich konnte in keiner Richtung ein Ende der Stadt erkennen. Stadt soweit das Auge reicht. Das war wohl nicht wirklich überraschend, aber die zweite Erkenntnis war für mich dafür umso überraschender: Tokyo scheint keine verstopften Strassen zu haben! Das ist mir schon vorher aufgefallen während meinen Fussmärschen entlang der Strassen. Kurz vor 17 Uhr war ich oben auf dem Turm, und bin dort etwa bis 19 Uhr geblieben. Während bei uns während dieser Zeit die Strassen bersten, herrscht in der grössten Stadt der Welt scheinbar Friede Freude Eierkuchen auf den Strassen. Ich konnte keine einzige verstopfte Strasse sehen von dort oben.
Am nächsten Tag habe ich eine weitere Tour durch Tokyo gebucht, welche mich ein wenig in die weniger bekannten Orte bringt und Tokyo auch ein wenig von der kulinarischen Seite zeigt. Im Stadtteil Ginza haben wir leckere Yakatori – japanische Poulet Spiesschen – zusammen mit Sake probiert, und auf der Insel Tsukishima sind wir auf die Spur der hier bereits mehrmals diskutierten Okonomiyaki gegangen. Tokyo rühmt sich damit, den Grundstein für dieses Gericht gelegt zu haben, mit den Monjayaki welche sehr ähnlich zubereitet werden. Unsere Tourführerin hat uns dann direkt am Tisch dieses Gericht mit den entsprechenden Erklärungen zubereitet, und wir konnten dann natürlich auch davon kosten. Echt lecker!
Den Rest von diesem regnerischen Abend habe ich dann noch für einen Spaziergang durch das sehr interessante Asakusa Quartier genutzt, wo ja auch mein Hostel war. Das ist auch der Ort wo sich zwei berühmte Attraktionen von Tokyo befinden, das Kaminarimon Gate und der Sensō-ji Tempel. Diese Attraktionen sind tagsüber überschwemmt mit Touristen, aber am Abend ist es dort sehr friedlich. Der Regen und die nasse Strasse kreieren eine ganz interessante Atmosphäre, und an diesem Abend sind mir ein paar Fotos gelungen die ich persönlich sehr mag.
Die restliche Zeit in Tokyo habe ich im Westen der Stadt verbracht. Im Stadtteil Shibuya gibt es einen berühmten Fussgängerstreifen, angeblich den meist benutzten der Welt. In jeder Grünphase überqueren hunderte von Leuten diesen Fussgängerstreifen, ein richtiges Spektakel. Im Film „Lost in Translation“, welcher in Tokyo spielt, hat genau dieser Fussgängerstreifen einen prominenten Auftritt. Das Schauspiel wollte ich mir nicht entgehen lassen, und habe auch ein kurzes Video davon gemacht.
Ich bin dann noch ein wenig durch den Yoyogi Park spaziert, dann weiter in das schrille Harajuku Quartier, und schlussendlich habe ich noch einen Blick auf die Champs-Elisées von Tokyo geworfen, der Omotesando.
Dieser Tag war dann auch der letzte Tag in Tokyo und Japan. Japan hat mir extrem gut gefallen. Das Gesamtpaket stimmt irgendwie. Freundliche Leute, viele Attraktionen, sensationelles Essen, sehr einfach zum Reisen, alles ist gut organisiert, alles ist sauber und funktioniert. Vielen Dank an dieser Stelle an alle, die mir Japan dringend empfohlen haben! Ich kann diese Empfehlung ohne zu zögern weiterreichen an andere Reisende. Weiter ging es für mich nach Bali. Stay tuned!
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